Ausserordentlich viele Menschen haben in den letzten Wochen der Kirche den Rücken zugekehrt und uns ihren Austritt bekannt gegeben. Ich verstehe und bedaure es. Am 12. September wurde eine Studie präsentiert, die zeigt, dass die Missbrauchsfälle keine Einzelfälle waren, und dass die Verantwortlichen in der katholischen Kirche oft unverantwortlich leichtfertig damit umgegangen sind. Wem kann man noch trauen, wenn Kinder in kirchlichen Räumen, bei Priestern und anderen Mitarbeitern der Kirche in Gefahr geraten? Ich schäme mich für meine Kollegen und für die ganze Kirche, dass so oft die Integrität von Kindern und hilfesuchenden Erwachsenen verletzt wurde! Es waren und sind nicht alle Kollegen schuldig geworden – von Seelsorgerinnen ist in diesem Zusammenhang wenig die Rede. Und die (Schweizer) Bischöfe haben in den letzten Jahrzehnten viel dazugelernt und neue Instrumente eingeführt, damit es eben nicht so weitergeht, wie es im letzten Jahrhundert war. All jene, die uns noch zuhören, bitte ich, das auch zu sehen. Wir Seelsorger sind wachsamer geworden. Spät erst, zu spät für viele Betroffene. Aber wir möchten auch jetzt und in Zukunft ganz für die Menschen da sein, die sich uns anvertrauen oder die uns anvertraut werden. Danke, dass Sie uns nicht ganz aufgeben!
Alois Schuler, Diakon/Gemeindeleiter a.i.