Ostern findet statt. Anders als sonst. Alle sagen es.
Und alle sprechen von Solidarität. Das ist gut. Aber die Frage drängt sich auf: Wer ist gemeint? Und was wird danach sein?
In Dreikönig ist in diesen Tagen die Kirche geöffnet: Ort und Raum der Versammlung von Menschen. Sie kommen die letzte Zeit schon vereinzelt. Mehr Menschen waren es an Palmsonntag. Die Symbole, die wir mit Händen greifen können und die uns als sinnliche, körperlich-lebendige Menschen ansprechen, erhalten eine neue Tiefe in der ausgreifenden Spannung von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, in der sie stehen, in der die Rede vom „Reicht Gottes und seiner Gerechtigkeit für diese Erde“ uns „angeht“.

Am ersten der drei Tage waren Brot und Wein da auf dem Boden, wo sind der Tisch steht – unangerührt.
Sie verhüllen den Hunger nach Leben und offenbaren ihn zugleich.
Der eucharistische Lobpreis meint unsere Welt anders. Wir sprechen oder singen ihn, essen aber das Brot nicht und trinken den Becher nicht.
Die hl. drei Tage meinen nicht die zufälligen vier Daten: 9., 10., 11., 12. April 2020. Mathematisch geht das nicht auf. Sie sind alle Tage des Übergangs. Es beginnt abends und endet morgens. Oder es beginnt am Nachmittag und verharrt in die Grabesruhe am Morgen danach. Es ist auch die unheimliche Ruhe, nach den fürchterlichen Angriffen mit unseren Waffen und den Bomben.
Aber der andere Übergang in der Nacht, die folgt: Der soll nie aufhören. An dem halten wir unbedingt Fest. Das ist der Glaube an die Auferstehung. An die Befreiung.
Die drei Tage bezeichnen Pessah – Übergang vom Tod zum Leben, von Knechtschaft und Sklaverei in die Befreiung, die Überwindung des Todes, der mitten im Leben passiert durch den Aufstand und die Auferstehung, die in der Welt durch Menschen und ihre Körper passiert. Die Tage des Übergangs leugnen nicht den Abbruch des Lebens, die Qualen, das Leiden, Unterdrückung und Ausbeutung, der Nicht-Leben von Menschengeschwistern, die Gekreuzigten der Geschichte und von Heute, die im Gekreuzigten aus Galiläa sichtbar werden.
Solidarität? – Gestern schreibt uns Cordula Ackermann vom Institut für Theologie und Politik in Münster in der E-Mail zum neuen Newsletter des ITP:
„Von Solidarität kann aber erst die Rede sein, wenn alle Menschen in den Blick genommen werden und nicht nur diejenigen, von denen wir 2 Meter Abstand halten sollen. Eine solche Perspektive universaler Solidarität haben Andreas Hellgermann und Julia Lis auf dem Portal feinschwarz in den Blick genommen.
Die Kirchenleitungen haben sich in dieser Situation auffällig ruhig gezeigt. Dem Aufschrei angesichts der Situation von Geflüchteten in den Lagern Europas haben sie sich nicht (nur verhalten?) angeschlossen. Es scheint, als hätten sie sich nach Übernahme aller staatlichen Maßnahmen erstmal zurückgelehnt und über digitale Gottesdienstformen nachgedacht. Immerhin steht mit Ostern der höchste christliche Feiertag bevor. Lässt der sich so einfach über Fernsehen und Internet in die Wohnzimmer verlegen? Das Kontaktverbot und der Ausfall der Gottesdienste offenbart auch, wie sehr Liturgie eine materialistische Angelegenheit ist: Der Gang an einen bestimmten Ort, die Anwesenheit anderer Menschen, Licht, Gesang, Brot und Wein.
Auch wenn diese Kar- und Ostertage anders sein werden, als wir vielleicht gedacht hatten, wünschen wir Ihnen und Euch gute Tage der Erinnerung der Kreuze der Geschichte und der Feier des Aufstands und der Auferstehung.“
Am Karfreitag war das Kreuz aufgerichtet. Menschen sind vorbeigekommen, um einen mitgebrachten Zweig oder Blumen abzulegen. Unsere Hoffnung ist nicht kleinzukriegen.



Am Karsamstag ist die Kirche geöffnet bis 18.00 Uhr. In der Osternacht öffnet sie wieder von 21.00-0.00 Uhr: Die neue Osterkerze, das Licht der Befreiung wird brennen. Osterlichter für daheim können mitgenommen werden.
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